Newsletter Sommer 2018

Liebe Leserin, lieber Leser!

Aufgrund beschränkter personeller Ressourcen und hauptberuflicher Auslastung der Redaktion musste der Frühjahrs-Newsletter leider entfallen. Hier jetzt aber unsere Ausgabe vor einem hoffentlich schönen, erholsamen Sommer.

VMSÖ-Jahrestagung: Programm und Anmeldung sind online!

Das (Vor-)Programm finden Sie unter www.strahlenschutz.org sowie unter www.oerg-kongress.at/vmsoe-tagung, die Anmeldung nehmen Sie bitte online unter www.oerg-kongress.at/anmeldung vor.

Wir hoffen, dass das Programm für Sie von Interesse ist und großen Anklang findet. Auf den Vortrag von Prof.Dr. Martin Fiebich aus Gießen/D , der das immer brisante Thema der Strahlenschutzmittel am Patienten aufgreift und sehr systematisch verständlich macht, möchten wir als besonderes „Highlight“ hinweisen.

Bitte beachten Sie, dass die Frühbuchungspreise für die Teilnahmegebühr bis 1. September gelten.

Holeczke-Preis und Young Investigator Award des VMSÖ – Einreichfrist bis Ende Juli

Alle Details finden Sie hier. Wir würden uns über eine Weiterleitung an potentielle jüngere Interessentinnen und Interessenten in Ihrem Umfeld sehr freuen.

Interview in der Ärztewoche

Mit diesem am 23.Februar publizierten Interview hat der VMSÖ seine Positionen insbesondere zur Novellierung der Medizinischen Strahlenschutzverordnung darlegt.

Nachlese vom Europäischen Röntgenkongress (ECR) 2018

Strahlenschutz und Qualitätssicherung werden am Europäischen Röntgenkongress erfreulicherweise zunehmend und sehr prominent präsentiert. Die meisten Vorlesungsveranstaltungen sind auch online im Nachhinein abrufbar – leider nur für beim Kongress registrierte TeilnehmehrInnen. Die gute Nachricht ist aber, dass gerade die für den Strahlenschutz relevanten elektronischen Poster unter dem Dach der „EUROSAFE“-Kampagne der ESR zusammengefasst und als solche frei zugänglich sind: www.myesr.org/article/1800

Aus der Literatur

Organbasierte Röhrenstrommodulation in der CT - es ist nicht alles Gold, was glänzt
Die organbasierte Röhrenstrommodulation versucht bei der CT die Stärke des Röhrenstroms derart zu modulieren, dass dann, wenn die Röhre auf ihrem Umlauf um den Patienten gerade von vorne (ventral) strahlt, der Röhrenstrom verringert wird, um die Dosis für besonders strahlenempfindliche auf der Körpervorderseite des Körpers gelegene Gewebe – wie insbesondere das Brustdrüsengewebe und die Schilddrüse – zu verringern. Wie die am 27.3.2018 elektronisch in “Radiology” publizierte Studie zeigt, gelingt dies zwar bis zu einem gewissen Grad, dafür ist aber die Dosis für Lunge, Leber und Nieren annähernd in gleichem Ausmaß ansteigend. Die Dosisreduktion für das Brustdrüsengewebe lag in dieser Studie bei 9%. Eine weitergehende Dosisreduktion scheitert letztlich auch daran, dass bei vielen Frauen insbesondere in Rückenlage, wesentliche Teile außerhalb des Winkelbereiches liegen in denen die Röhrenstromreduktion zum Tragen kommt. Selbst wenn z.B. durch Verlagerung des Brustdrüsengewebes nach medial durch entsprechende mechanische Maßnahmen (Bandagen) ein Ausgleich versucht wird, so lässt sich die Physik nur in eingeschränktem Maß überlisten. Ein Mindestmaß an Photonen für eine ausreichende Bildqualität ist und bleibt notwendig.
Das heißt nicht, dass der technische Fortschritt nicht auch auf dem Gebiet der Computertomographie bessere Bildqualität und/oder deutlich niedrigere Strahlendosis bringen kann, jedoch müssen die – oft wohl auch mehr an technischen bzw. mathematischen Phantomen hergeleiteten Versprechungen der Industrie- erst mittels sorgfältiger Anwendung im medizinischen Alltag verifiziert werden.

Ähnliche Ergebnisse zeigte auch eine im Vorjahr publizierte kanadische Arbeit – zumindest anhand von Daten, welche an CT-Geräten gewonnen wurden, die bis zum Jahr 2015 im Einsatz waren.
Bei insgesamt 1185 Untersuchungen (jeweils 15 Schädel-, Standard- und Niedrigdosis-CT des Thorax, Abdomen- sowie Thorax-Abdomen-CT inclusive Becken aus verschiedenen Institutionen) wurden Dosiswerte und Bildqualität untersucht. Hinsichtlich Dosis und Bildqualität fand sich nur eine äußerst schwache Korrelation mit dem Alter und der Zeilenanzahl der CT-Geräte. Eine besonders große Variabilität fand sich bei der Niedrigdosis-CT.
Erst nach Einführung von Dosisreferenzwerten konnte in einer weiteren Studie eine Dosisreduktion von bis zu 41% beobachtet werden.

Gesundheitseffekte niedrig dosierter ionisierender Strahlung – Übersichtsarbeit und Konsensuspapier
McLean AR et al. 2017 A restatement of the natural science evidence base concerning the health effects of low-level ionizing radiation. Proc. R. Soc. B 284: 20171070.
Ein im September letzten Jahres erschienener britischer Übersichtsartikel befasst sich mit dem Stand der evidenzbasierten Forschung zu gesundheitsschädlichen Auswirkungen niedriger Strahlendosen (im Dosisbereich diagnostisch radiologischer Röntgenmethoden bzw. im Dosisbereich der natürlichen Hintergrundstrahlung).
Während die negativen Folgen moderater und hoher Strahlenexpositionen eindeutig belegt sind, besteht weiterhin Uneinigkeit über die Auswirkungen niedriger Strahlendosen von wenigen Millisievert, wie sie typischerweise bei Computertomographie- und Durchleuchtungsuntersuchungen vorkommen. Die primäre mögliche Folge diagnostischer Strahlenexpositionen besteht im Risiko der Induktion von Krebserkrankungen im weiteren Lebensverlauf. Laut den Autoren sollten aber auch weitere negative Effekte, wie Schäden am Herz-Kreislaufsystem, in Betracht gezogen werden.
Einige Studien der letzten Jahre zeigten einen Zusammenhang zwischen niedrigen Strahlenexpositionen und der Entstehung von Krebs. Die Autoren geben hierbei zu bedenken, dass die publizierten Daten möglicherweise nicht frei von statistischen Störfaktoren (Confounding) sind. Aufgrund des geringen Dosisunterschieds von Expositionen zwischen 1 und 10 Millisievert zur natürlichen Hintergrundstrahlung (weltweit durchschnittlich 2,4 mSv) seien Studien mit hinreichender Aussagekraft daher kaum praktikabel plan- und durchführbar.
Die Autoren versuchen auch einen direkten Vergleich zu typischen gesundheitsschädlichen Risikofaktoren wie Übergewicht, Tabakrauch und Luftverschmutzung herzustellen. Sie meinen, dass die aufgrund ionisierender Strahlung verlorenen Lebensjahre vergleichsweise gering einzustufen sind, ohne detailliertere Daten oder Berechnungen vorzulegen. Zumindest wird empfohlen, dass der Nutzen einer Strahlenexposition einen möglichen Strahlenschaden aufwiegen sollte.
Insgesamt wirkt die Arbeit trotz ihres Gesamtumfangs von über 60 Seiten vage und bleibt wesentliche neue Erkenntnisse schuldig, bietet aber eine gute Zusammenfassung des derzeitigen Wissensstandes.

IAEA

Auf der medizinischen Strahlenschutz-Webseite der IAEA sind u.a. die Präsentationen der großen Strahlenschutzkonferenz in Wien im Dezember 2017 aufrufbar. 

Auflösung unseres Quiz

Folgende Aussagen wären richtig:
1. Der Grenzwert der effektiven Dosis für die Augenlinse wird in der neuen Allgemeinen Strahlenschutzverordnung für strahlenexponiertes Personal der Kategorie A von 150 mSv pro Jahr auf 100 mSv in 5 Jahren, das sind 20 mSv pro Jahr, wobei einmalig bis zu 50 mSv gesenkt.
2. Künftig dürfen Personen zwischen 16 und 18 Jahren strahlenexponiert sein. Für sie gilt der Grenzbereich von 6 mSv/a.
3. Die wesentlichen Aufgaben eines Strahlenschutzbeauftragten werden künftig im Gesetz verankert sein.
4. Bei den vorgeschriebenen Strahlenschutzuntersuchungen durch den ermächtigten Arzt wird die Enduntersuchung entfallen.

Folgende Aussagen wären falsch:
1. Die wesentlichen Aufgaben des Strahlenschutzbeauftragten werden künftig in der Vereinbarungserklärung verankert sein.
2. Die Sicherheitsanalyse und Notfallplanung muss alle 3 Jahre bei der §17 Überprüfung vorgelegt werden.
3. Mit einem doppelten Dosimetrie-System (Dosimeter oberhalb und unterhalb der Bleikleidung) lässt sich die effektive Dosis der Augenlinse kaum abschätzen.
4. RTs müssen künftig eine gesonderte Prüfung ablegen und eine Fortbildung (8 Stunden in fünf Jahren) vorweisen um als Strahlenschutzbeauftragte fungieren zu können.

 

Abschließend würden wir uns freuen, Sie bei der Jahrestagung und der Ordentlichen Vollversammlung des VMSÖ begrüßen zu dürfen und verbleiben

Herzlichst, Ihr/Ihre
OA Dr. Gerald Pärtan (Präsident des VMSÖ)
OÄ Dr. Elke Dimou (Chefredakteurin)
RT Martina Dünkelmeyer (Schriftführerin)